Land unter
In Berlin und Umgebung fällt ja meistens nicht so sehr viel Regen (Schnee auch nicht). Und seit einigen Jahren ist Trockenheit ein ziemliches Problem. Der April 2017 war zu trocken, der Mai auch, der Juni ließ sich besser an. Dabei war der Norden der Stadt noch begünstigt, in Dahlem sah es bis zu den kräftigen Niederschlägen vor einer Woche noch finster aus. Da es auch weiterhin immer wieder etwas geregnet hatte (1 -3 l/m²), betrug die Niederschlagssumme für den Monat am Morgen des 29. Juni 2017 dann doch rund 65 l/m², das ist auch etwa das Soll.
Bereits am Vortag hatten Prognosemodelle flächendeckend ungewöhnlich viel Niederschlag (mit mehr als 100 l/m² in 24 Stunden) angekündigt. Am Rande des Tiefs „Rasmund“ hatte sich östlich der Alpen ein Teiltief gebildet, welches langsam nach Norden zog. Im Grenzbereich von sehr warmer subtropischer und feuchtkühler Meeresluft bildete sich am 29.6. ein großflächiges Niederschlagsfeld. Zudem entstand über Polen ein weiteres Niederschlagsfeld mit eingelagerten Starkregenzellen, das nach Westen zog und sich mit dem ersten Feld zusammenschloss.
In Berlin und Brandenburg war es am Morgen noch neblig bei etwa 20°C. Nach Nebelauflösung am Vormittag kam hie und da sogar die Sonne durch. Gegen Mittag fing es in Berlin-Dahlem dann an zu regnen. An mehreren Stellen in der Stadt auch stark.
Blick aus dem Wetterturm in Berlin-Dahlem um 12:15. Der Nebel war längst weg, es regnete bloß …
Danach regnete es moderat weiter. Keller und Unterführungen liefen voll, die U-Bahn musste teilweise gesperrt werden, auch bei der S-Bahn gab es Probleme. Danke an den Zugführer der Bahn S1 19:49 ab Botanischer Garten, der die teils widersprüchlichen Meldungen unterwegs so verpackt hat, dass viele Fahrgäste doch grinsen mussten.
Bis zum 30.6. 8:00 MESZ waren in Dahlem in 24 Stunden 93 l/m² gefallen. Hat es seit Beginn der Aufzeichnungen vor mehr als 100 Jahren in einem Juni nicht gegeben. Der Juni 2017 ist mit 181 l/m² auch der zweitnasseste in Dahlem und löst damit den Juni 1990 (157 l/m²) ab. Spitzenreiter ist der Der Juni 1953 mit 200 l/m².
In Berlin-Dahlem war es noch nicht einmal am schlimmsten. Der Flughafen Berlin-Tegel im Nordwesten der Stadt meldete nicht 93, sondern 152 l/m² in 24 Stunden. Noch etwas weiter nördlich befindet sich eine Station des Stadtmessnetzes der Freien Universität (Forstamt Tegel). Dort wurden 191 l/m² gemessen. Also: Die Menge, die der gesamte Rekordmonat 1953 in Dahlem (gut über den Monat verteilt) geliefert hat, ist in Tegel an einem Tag gefallen. Tegel ist aber nicht der Spitzenreiter der Region. Laut Wetterzentrale-Forum (Beitrag Thomas Globig) sind in Oranienburg (etwas nördlich von Berlin, die Endstation der S1, die „mein“ Zugführer gestern wohl nicht mehr erreicht hat, weil unterwegs Schluss sein sollte) mehr als 250 l/m² gefallen.
Jetzt, am 30.6.2017, 09:45, regnet es immer noch. Soll aber demnächst aufhören. Sagt ICON (Modell vom DWD). [Nachtrag: Es hat gegen Mittag auch aufgehört. Es gab bis einschließlich 1.7. dann noch zahlreiche Schauer, teilweise auch heftig.]
Es gibt auch eine kleine, aber feine Übersicht zum Einordnen der Niederschlagsmengen, die Jörg aus Malchow geschrieben hat. Dieser ist auch zu entnehmen, dass der gestrige Luftdruck in Berlin mit 991,3 hPa ebenfalls Rekordniveau erreicht hatte.
Minus x minus = plus:
1) Wegen der Trockenheit der letzten Monate konnten Boden und Gewässer relativ viel Wasser aufnehmen, die Überschwemmungen außerhalb der Stadt hielten sich in Grenzen.
2) Bei ergiebigem Regen wird jede Menge Schmutz auch aus den Abwässern in die Gewässer gespült (Leidtragende sind die Fische, die armen Viecher). Diesmal hat es so viel geregnet, dass die Dreckbrühe stark verdünnt wurde. Trotzdem: Arme Fische.